Heimat- und Geschichtsverein Waldkirch e.V.
Geschichte der Kastelburg
Um 1213 Tod Conrads IV. von Schwarzenberg (älteste Linie), der Waldkircher Besitz geht über die Erbtochter Adelheid an die Herren von Eschenbach auf Schnabelburg (ca. 12 km südlich von Zürich am Albis). Sie siedeln gegen Ende des Interregnums in den Breisgau über. Grundlage ihrer Macht ist die vielfach missbrauchte Vogtei über das Reichskloster St. Margaretha bei der Siedlung Waldkirch. Sie übernehmen das alte Schwarzenberger Wappen und den Namen.
 
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts Erbauung der Kastelburg (nach 1254) als “Kristallisationskern” eines typisch hochmittelalterlich - unabhängigen Kleinterritoriums kleiner Dynasten.
 
28.12.1289 Erste urkundliche Erwähnung der Kastelburg als Sitz der älteren Linie Eschenbach - Schwarzenberger.
 
Um 1290 Die Linien beginnen sich in “ältere” und “jüngere” Schwarzenberger Linie zu teilen.
 
1293 Die Schwarzenberger Herrschaft als habsburgerisches Lehen erwähnt (Ende der Eigenständigkeit). Durch Schulden und wohl auch als Kompensation für die Anerkennung ihres widerrechtlichen Vorgehens gegen das Kloster durch den König könnten die Schwarzenberger zu dieser Rechtsänderung bewogen worden sein.
 
1300 Stadtrecht für Waldkirch. Städtegründung als Sicherung der Macht, hier auch als Finanzquelle außerhalb des Klosters. Freiburger Stadtrecht.
 
1324 Als Lehnsmann des Herzogs gerät Walter von Schwarzenberg (auf Kastelburg) in badische Gefangenschaft. Um das Lösegeld von 400 Mark Silber aufzubringen, muss er die gesamte Herrschaft an den Habsburger verpfänden. (Keine besondere Hilfe seines Kriegsherrn also!) Diese nie rückzahlbare Summe Lösegeld war der Anfang des finanziellen Ruins der Schwarzenberger - sie haben sich davon nie erholt.
 
1354 Verkauf der Herrschaft Kastelberg an Martin Malterer (bzw. an seine Vormün- der) aus Freiburg. Die Herrschaft bleibt natürlich Lehen und Pfandobjekt. Martin Malterer stellt sich auf die Seite des Adels/der Grafen und kämpft gegen Freiburg. Die Kastelburg wird zum Stützpunkt gegen die Stadt, als der Ritter die Gelegenheit der Kämpfe nutzt, einen seit 1343 bestehenden Bündnisvertrag mit Freiburg aufzukündigen. (Gegensatz Adel/Bürgertum). Prunkvolle Hochzeit auf der Burg 1360.
 
1377 Malterer tritt in den Dienst Leopolds von Österreich - Stärkung der Machtbalance im Breisgau. Damit erreicht er eine weitgehende Befreiung der Herrschaft von österreichischen Lasten und Pflichten.
 
1379 wird er Landvogt im Breisgau und im Elsass. Bedeutende Ausbauten an der Kastelburg.
 
1386/87 Die Maltererfamilie verliert die Kastelburg, da keine männlichen Erben Malterers vorhanden sind und die Burg ein Mannlehen ist. Vorstellungen , dass Malterer für seinen Landesherrn in den Tod gegangen sei, bleiben fruchtlos. Die Witwe mit ihren Töchtern muss die Burg verlassen. Die Burg wird Gegenstand immer abenteuerlicherer Vergaben und Verpfändungen der Habsburger. Die Bedeutung der Herrschaft sinkt ständig trotz Beteiligung bedeutender Familien (u. a. Grafen von Sulz, Freiherrn von Staufen) am Lehen.
 
1396-1431 Graf Hermann von Sulz als Lehnsinhaber. Dieser brutale, kriegstüchtige Adelige war für Österreich trotz seiner gegen Habsburg erhobenen Ansprüche auch bezüglich der Pfandsumme von Kastelberg wichtig. Die Burg wird zum Stützpunkt räuberischer Übergriffe auch gegen Habsburger Besitzungen (Freiburg, Kenzingen). Seine Kriegsstrolche werden als “Blutzapfen” bezeichnet und dürften zahlreich auf der Burg garnisoniert gewesen sein. Zugleich blieb die Burg Schutz gegen Baden.
 
1421/23 wird der Abt von Rheinau auf der Kastelburg in Ketten (!) gefangen gehalten, damit Graf Hermann von ihm die Bestätigung der widerrechtlich usurpierten Vogtei über das Kloster Rheinau erhalte.
 
1426 Der Sohn Bernhards I. von Baden, Jakob I., erobert Waldkirch. Die Kastelburg bleibt aber in Österreich - Sulzer Hand.
 
1434 Die Sulzer verlieren die Burg.
 
1415 erwirbt Bernhard I. die Herrschaft Hachberg (Hochburg). Die zur Eroberung der Kastelburg ausgesandten Truppen kommen von dort.
 
1443 Ludwig von Blumeneck nutzt die Abwesenheit des Burgvogts, um die Kastelburg gewaltsam einzunehmen, als Pfand für Schulden, die Österreich bei ihm hat.
Damit hat die Kastelburg eigentlich alles “erlebt”, was zur Charakteristik einer mittelalterlichen Burg gehört: Sie ist Sitz eines zu ritterlicher Pracht strebenden selbständigen Dynastengeschlechts gewesen und dazu prachtvoll (Palas! Bergfried!)ausgebaut worden; sie war fester Rückhalt eines Herrschaftsgebildes, aus dem eine eigene Territorialität hätte werden können - ohne die Schulden und Erbteilungen. Sie war Schauplatz höfischen Lebens, Machtposition im Gegensatz Adel - Bürgertum; sie ist Lehen und Pfandobjekt,  Sitz und Ausgangspunkt charakteristischen “raubritterlichen” Fehdewesens gewesen, Gefängnis der Schmach für einen hochgestellten Abt; Schutz und Zufluchtsort über einer eroberten Stadt, durch eine Kriegslist eingenommen worden: 200 Jahre exemplarische mittelalterliche Geschichte fanden dort ihren historischen Ort.
 
1461-1468 Verpfändung der Herrschaft Kastelburg an Karl I. von Baden. Dadurch wird auch der Ausbau der Hochburg militärisch abgesichert.
 
Anfang 16. Jahrhundert Großes Schadenfeuer auf der Kastelburg. Trotz Ausbesserungen Niedergang der baulichen Substanz. nur noch Verwaltung durch Vögte der neuen Lehensinhaber von Staufen. (Mit dem ersten von ihnen, Berthold von Staufen, war Martin Malterers Tochter Gisela um 1429 als seine Frau (es war ihre dritte Ehe) auf die Burg ihrer Eltern zurückgekehrt).
 
1525 Kurze Besetzung der Kastelburg durch die Bauern - Vertragsregelung der Bauern mit der Stadt Waldkirch erhält die Burg. Auf der Kastelburg kümmerliche Bautätigkeit, eine Modernisierung findet unter den Staufern und Habsburgern nicht statt. Seit 1556 auch Konfessionsgrenze zwischen Kastelburg und Hochburg.
 
1556/57 Anton von Staufen stirbt als letzter Pfandinhaber der Kastelburg. Die Habsburger prellen seine Erben mit fadenscheiniger Begründung um die seit 1500 aufgewendeten Baukosten für die österreichische Burg. Die Burg wird nur noch als Gefängnis und gelegentlicher Gerichtsort der österreichischen Kameralherrschaft Kastelberg - Waldkirch, manchmal als Kaserne genutzt und nicht mehr als Lehen etc. ausgegeben. Damit versucht Habsburg, Territorium und Herrschaft institutionell in Sachen des frühen Absolutismus zu organisieren, ohne Kontrolle zentrifugaler Gewalten. Aus einer mittelalterlich - personenbezogenen wandelt sie sich in eine -    finanziell miserabel ausgestattete- Beamten- und Polizeiherrschaft. Damit beginnt auch für Waldkirch die neue Zeit.
 
1632  Kampflose Eroberung der Kastelburg durch markgräfliche Truppen (!). Von der Burg aus versuchen diese vergeblich, auch das darunterliegende Waldkirch einzunehmen. (Burg als “Belagerungsburg”).
 
1634 Nach harten Kämpfen und Beschießung erobern die kaiserlichen Truppen innerhalb von drei Tagen die Burg zurück. Der markgräfliche Kommandant wird als Deserteur geköpft, seine Soldaten erhalten freien Abzug oder treten in kaiserliche Dienste.
 
14., 15. März 1634 Da die militärische Lage haltlos erscheint, plündern, verbrennen und zerstören die Kaiserlichen die Kastelburg und ziehen ab. Seitdem ist sie Burgruine.
 
1837  Die großherzogliche Försterei beginnt mit der Trümmerbeseitigung.
 
1884 Der unter Bürgermeister Xaver Weiß, hauptsächlich mit Spenden nach Amerika ausgewanderter Waldkircher, 1883 durchgeführte Einbau einer Treppe im Bergfried der Kastelburg wird zu Anfang des Jahres zur Benutzung der Öffentlichkeit freigegeben.
 
1929 Auf dem Bergfried lässt die Stadt Waldkirch den durchfaulten Boden der Wehrplatte durch Beton ersetzen. Das Treppenhaus wird instand gesetzt und dadurch der Turm wieder besteigbar.
 
1969 Die Freiwillige Feuerwehr Waldkirch führt im Zwinger und im Burghof eine großangelegte Säuberung durch. Die letzten Reste abgestürzter Mauerteile werden beseitigt und durch Entfernung pflanzlicher Überwucherungen die Sicht auf die Burg freigelegt.
 
1970  Die Kastelburg wird Besitz der Stadt Waldkirch.
 
1985  Erneuerung der Turmtreppe durch den Heimat- und Verkehrsverein.
 
2002 Waldkircher Bürger gründen die Aktion “Kastelburg in Not”. Umfangreiche Sanierungsarbeiten beginnen.
 
2012 Die Sanierungsarbeiten sind nach 10 Jahren bis auf den Turm (Bergfrid) abgeschlossen.
a_Wappen_5cm_hoch

Wappen der Herren von Schwarzenberg auf einem Wandpfeiler in der Peter- und Paulskapelle der ehemaligen Zisterzienerklosterkirche Kappel am Albis (Kanton Zürich).

a_Ofenkachel

Bruchstück einer Ofenkachel von der Kastelburg

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Wappen des Ritters Martin Malterer gefallen bei Sempach 1386

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Ehemaliger Schießladen am Bergfried